Wachtendonks Bürgermeister tritt bei der Kommunalwahl 2025 wieder an. Im Interview spricht er über seine bisherige Amtszeit und sagt, welche Herausforderungen er mit der Gemeinde in den kommenden Jahren meistern möchte.
Herr Hoene, Sie haben bekannt gegeben, erneut für das Amt des Bürgermeisters in Wachtendonk zu kandidieren. Haben Sie lange für diese Entscheidung benötigt?
PAUL HOENE Nein, daran gab es keinen Zweifel. Wichtige Themen konnte ich in meiner ersten Amtszeit zwar auf den Weg bringen, für die Umsetzung benötige ich in vielen Fällen aber mehr Zeit. Ich habe in den letzten Jahren bewiesen, dass ich nicht nur verwalten, sondern auch „bewegen“ kann. Diese erfolgreich in Gang gesetzte Bewegung möchte ich fortsetzen – mit der Politik, der Verwaltung und den Bürgerinnen und Bürgern. Auch meine Familie unterstützt meine zweite Kandidatur uneingeschränkt – auch wenn ein Bürgermeisteramt erkennbar immer auch in das Privatleben „ausstrahlt“.
Bei der Wahl 2020 ging es für Sie als Kandidat des Wachtendonker Bürgervereins (WBV) mit den zweitmeisten Stimmen zunächst in die Stichwahl, die Sie dann recht deutlich gewannen. Wie wollen Sie bei dieser Wahl auf Anhieb mehr Wähler überzeugen?
HOENE In unserer Gemeinde hat sich in den letzten Jahren viel positiv verändert, gerade auch für den Ortsteil Wankum. Dieses Mal trete ich aus dem Amt heraus an und biete neben dem WBV allen demokratiefreundlichen Parteien und Wählervereinigungen an, mich als Bürgermeister zu unterstützen. Ich bin mir sicher, den aktuellen und kommenden Herausforderungen gewachsen zu sein. „Bürgermeister sein“ ist mehr als ein „Job“ – es geht um mein Zuhause, dessen Entwicklung ich weiter mitgestalten möchte. Ein Wechsel im Bürgermeisteramt nach nur einer Wahlperiode käme einer „Vollbremsung“ für die Entwicklung unserer Gemeinde gleich. Daher werde ich mit vollster Kraft für meine Wiederwahl kämpfen.
Sie sind 2020 Bürgermeister geworden, ohne zuvor Ratsmitglied in Wachtendonk gewesen zu sein. Wie sind Sie in die Politik gekommen?
HOENE Über die Kita Gänseblümchen, in der ich lange im Vorstand ehrenamtlich aktiv war, bin ich in den Jugendhilfeausschuss des Kreises Kleve gekommen. Dann bin ich dem WBV beigetreten, war sachkundiger Bürger und hatte schließlich selbst Interesse an der Kandidatur, bei der der WBV mich sofort unterstützt hat.
Wie fanden Sie dann ins Amt? Als neuer Bürgermeister waren Sie quasi Chef und Lehrling zugleich?
HOENE Es war eine besondere Situation. In den ersten Amtsjahren musste ich viele Strukturen völlig neu aufbauen. Der damalige Kämmerer ging nach Straelen, zwei andere erfahrene Führungskräfte in den Ruhestand. Aus meiner früheren Tätigkeit brachte ich zwar viel Know-how in den Bereichen Unternehmensführung und Personalleitung mit. In der neuen Umgebung einer öffentlichen Verwaltung habe ich dann aber viel gelernt, was mir noch fehlte. Es dauerte etwa zwei Jahre, jetzt haben wir ein neues Team, ein gutes Klima – und ich selbst Erfahrung.
Wenn Sie auf Ihre Amtszeit zurückblicken, welche Projekte waren erfolgreich, womit sind Sie zufrieden?
HOENE Da ist allen voran das neue Feuerwehr-Gerätehaus. Nach vielen Diskussionen haben wir es jetzt hingekriegt. Und zwar nach dem Beschluss auch im Zeitplan und ohne Überschreitung des Budgets. Das ist gut gelaufen, nachdem die Entscheidung nervenaufreibend war. Meine Smart-Watch hatte nach der entscheidenden Sitzung den Eindruck, als ob ich Sport gemacht hätte. Das Projekt ist in der Größenordnung auf lange Zeit für Wachtendonk einzigartig.
Was konnten Sie noch umsetzen?
HOENE Die Pumptrack-Anlage. Das war ein Wunsch der Jugend. Die Umsetzung kam lange nicht in die Gänge, aber wir haben die Fördermittel bekommen. Wenn man dort vorbeiläuft, sieht man, dass die Begeisterung bei den Jugendlichen groß ist. Da wurde ein echter Mehrwert geschaffen. Auch der begonnene Ausbau von Grundschule und OGS in Wankum sind Meilensteine für die Bildung, ebenso die erfolgreiche Suche nach einem Kita-Investor. Und die neue Buslinie SB 42 von Aldekerk nach Venlo führt durch beide Ortsteile. Die hat zwar der Kreis umgesetzt, aber auch ich habe dazu viel beigetragen, die Idee mit ins Spiel gebracht. Sehr froh bin ich auch, dass wir trotz der sehr hohen Zahl neuer Zuweisungen von Geflüchteten die Belegung von Turnhallen bislang vermeiden konnten.
Und was ist Ihnen rückblickend nicht so gut gelungen?
HOENE An die Idee zur Umsetzung eines Gewerbegebietes in Wankum bin ich übereilt herangegangen. Das mündete nach massiven Protesten in einer Sackgasse. Wir brauchen weitere Gewerbeflächen, dennoch muss der Standort dafür sehr sorgsam ausgewählt werden. Mit unserem „Gemeindeentwicklungskonzept“ haben wir aktuell noch einmal einen „Schritt zurück“ gemacht und betrachten mögliche Standorte in Ruhe.
Wie bewerten Sie die Zusammenarbeit mit der Politik?
HOENE Ich arbeite mit allen Fraktionen gerne und gut zusammen. Über 90 Prozent aller Entscheidungen werden von breiten Mehrheiten getragen. Es gab aber auch sachbezogen wechselnde Mehrheiten im Rat. Mal konnten sich die Grünen mit Vorschlägen durchsetzen, mal die CDU oder die WWG. Und auch wenn ich Mitglied im WBV bin, habe ich auch schon Dinge vertreten, die diese Fraktion nicht gut fand. Die Verwaltung kommt manchmal halt auch zu anderen Ergebnissen, als eine Partei oder Wählervereinigung sich das wünscht.
Vor welchen Herausforderungen steht die Gemeinde in den kommenden Jahren?
HOENE Wohnen wird das Hauptthema. Die Frage ist, wo in Wachtendonk und Wankum am sinnvollsten Wohnungsbau möglich ist. Wir überlegen, dass sich unsere Grundstücksentwicklungsgesellschaft auch um Wohnungsbau kümmern könnte, dass sie zur „Entwicklungsgesellschaft Wachtendonk“ wird. Das könnte helfen, muss aber nicht der einzige Weg sein. Es geht vor allem um barrierefreie Mehrfamilienhäuser. Wir planen gerade drei, brauchen mindestens 15 weitere bis 2030. Der Bedarf ist riesig.
Was sind weitere Themen?
HOENE Die Ölmühle ist ein zentraler Punkt, ob jetzt für Wohnen oder Gewerbe. Wir können nicht Äcker zupflastern und mitten im Ort ein Gelände verfallen lassen. Das wird noch viel Geduld erfordern. Wenn wir aber nicht „dran bleiben“ bleibt dieses Problem ungelöst. Auch in Sachen Hochwasserschutz, Wärmewende und im historischen Ortskern gibt es einiges zu tun. Bis 2040 benötigen wir laut Kreis zudem ein weiteres Seniorenheim. Ein Steckenpferd von mir ist der Radverkehr. Da geht es darum, kleinere Hürden abzubauen. Und der Klimaschutz. Wir können nicht das ganze Problem lösen, aber unseren Teil beitragen wie nun mit der neuen Bürgerenergie-Genossenschaft.
Das alles ist in Zeiten von knappen Kassen zu leisten. Kann da der Job als Bürgermeister überhaupt Freude machen?
HOENE 90 Prozent von dem, was wir als Gemeinde tun, sind Pflichtaufgaben. Bei den restlichen zehn Prozent können wir uns keinen Luxus erlauben. Der Ausbau der Nierspromenade etwa für über zwei Millionen Euro ist nicht mehr drin. Wir haben das „integrierte Handlungskonzept“ deshalb vorzeitig beendet. Die Sanierung der Burgruine wird als letztes größeres Projekt daraus noch umgesetzt. Wir müssen uns klarmachen, was unsere Aufgabe für den Bürger ist. Mir machen aber auch die Pflichtaufgaben Spaß.
DAS GESPRÄCH FÜHRTE MARTIN VAN DER PÜTTEN.